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In vielen Gewässern ist das Tiroler Hölzl heute verboten. Als Grund wird oft seine radikale Fängigkeit genannt. Andreas Zachbauer über eine Angelmethode, die manche für längst überholt, andere jedoch für das perfekte Mittel gegen Hänger halten.
ist nach wie vor etwas, das die Österreicher perfekt beherrschen und zu dominieren scheinen. Aber schon vor vielen Jahrzehnten, bevor die Angelei mit der Fliege von England aus ihren Siegeszug durch Europa antrat, wurden auch bei uns gefinkelte andere Methoden entwickelt: Montagen, die so erfolgreich waren, dass sie zu guter Letzt verboten werden mussten, wie das legendäre Tiroler Hölzl. Noch heute gibt es kaum einen Angelladen, in dessen Sortiment an Senkgewichten sich nicht auch der grüne Gummischlauch findet – leicht gebogen, mit eingepasstem Bleizylinder entsprechenden Gewichtes und einer Öse am oberen Ende. Erzählen Sie doch einmal an Ihrem Fischerstammtisch davon, dass Sie in Ihrem Gewässer beim Grundangeln pausenlos Hänger haben und sehr oft die gesamte Montage inklusive Blei verlieren. In vielen Fällen wird die fachmännische Antwort lauten: „Da musst halt ein Tiroler Hölzl nehmen.
Auf Wikipedia findet man folgende Beschreibung: „Ein Tiroler Hölzl ist ein Körper, der zum Angeln verwendet wird, um den Köder zum Grund absinken zu lassen. Das Tiroler Hölzl ist etwa 15 cm lang und hat an einem Ende des Holzstabes oder luftgefüllten Kunststoffröhrchens ein Gewicht und am anderen eine Öse für die Angelschnur. Im Gegensatz zu einem einfachen Gewicht (beispielsweise dem Sargblei) erhält das Tiroler Hölzl damit Auftrieb und liegt so nicht nur einfach am Gewässergrund, sondern steht aufrecht. Dadurch ist die Angelschnur am oberen Ende frei beweglich und das Gewicht kann auch bei extrem steinigem oder schlammigem Grund eingesetzt werden, ohne dass es zu Hängern kommt.“
zum passiven Grundfischen im Fluss. Hänger werden minimiert, und die Köderpräsentation ist fast immer perfekt – egal ob mit Abstandhalter, am Seitenarm oder mit der Schleifenmontage. Doch ursprünglich wurde das Tiroler Hölzl nicht einfach nur als reines Senkgewicht erfunden. Auch heute noch eignet es sich dazu, den Köder über Kies und Steingrund aktiv in der Strömung abtreiben zu lassen. Besonders in Salmonidengewässern lässt sich die Montage auf so natürliche Art präsentieren, dass selbst die scheuesten, auf Treibnahrung wartenden Großforellen zuschnappen. Auch das hängerfreie Abfischen tiefer Gumpen in starker Strömung ist möglich, man erreicht Orte, an denen noch keine Nassfliege oder Nymphe jemals war.
Man wirft die Nymphen-Montage schräg stromauf, lässt das Hölzl kontrolliert auf den Gewässergrund sinken und spannt die Schnur an hoch erhobener Rute. Die Montage kann so der Fließrichtung des Wassers folgen. Durch langsames Kurbeln sollte immer Kontakt gehalten werden. Am Ende der Drift wird die Montage unweigerlich gegen das Ufer gedrückt; gerade jetzt sollte aber noch mit einem Biss gerechnet werden. Vorsicht ist nun auch bei dem Hänger minimierenden Gerät selbst geboten, da sich am Ufer jede Menge Treibholz sammelt. Übrigens lassen sich auch andere Kunstköder wie Wobbler, Gummifische oder kleine Spinner damit sehr weit werfen und grundnahe präsentieren.
Legendär wurde das Tiroler Hölzl schon früh, vor allem in Äschengewässern, in denen auch andere Methoden als Fliegenfischen erlaubt waren. Am Inn, so erzählen heute noch viele Angler, wurde den kapitalen Exemplaren mit Naturködern am Hölzl nachgestellt – mit für die Bestände bedrohlichem Erfolg. Die raffinierte Beschwerung erhielt in manchen Regionen sogar den Spitznamen „Schwarzfischerhölzl“. Über die Weidgerechtigkeit des Tiroler Hölzls wird denn auch in einschlägigen Foren durchaus kontroversiell diskutiert. Puristen nennen Angler, die das Hölzl in Salmonidengewässern mit Maden kombinieren (das allerdings ist in fast allen Revieren mittlerweile verboten) „zweibeinige Kormorane“; andere wieder verteidigen es als Material schonendes Anti-Hänger-Wundermittel, das angesichts der Entwicklungen auf dem Gerätemarkt ohnehin kaum noch Fangvorteile bringt.
Dann müsste man ja auch, heißt es, das „Czech Nymphing“, eine Methode, bei der man mit extraschweren Nymphen die tiefen Standplätze der Alphafische erreichen kann, untersagt werden. Bernhard Scheichl, Bezirksfischermeister Salzburg Stadt und Vorsitzender des Kuratoriums und der Fischerinnung der Peter-Pfenninger-Schenkung Liefering:
und stammt aus Zeiten, in denen das Angelgerät natürlich noch nicht das hohe technische Niveau hatte wie heute. Seit ich mich erinnern kann, ist diese Methode bei uns verboten. Warum, das kann ich auch nicht sagen. Vermutlich war die Methode aber für damalige Verhältnisse einfach zu erfolgreich und wurde deshalb verboten. Ich kann mich an alte Fotos erinnern, auf denen zwei Angler ihren Fang, der aus 50 Forellen besteht, bewundern. Vergleicht man das Hölzl aber mit anderen Techniken, erscheint mir das Verbot mittlerweile überflüssig, eine Änderung jedoch ebenso. Es handelt sich dabei um totes Recht.“ Scheichl sieht etwa die Sbirolino-Fischerei als Weiterentwicklung des Tiroler Hölzls, doch auch diese Plastikmodule, mit denen – je nach Austarierung – zuverlässig in der gewünschten Tiefe gefischt werden kann, werden zunehmend ungern gesehen und gelegentlich bereits verboten.
Ausweg Stillgewässer.
Zusammengefasst scheint das Tiroler Hölzl wohl nicht mehr das zu sein, was es einmal war. Es hat, vor allem in der Fließgewässer- Fischerei, einen schlechten Ruf und ist oft sogar dort verboten, wo herkömmliches Grundangeln durchaus erlaubt ist. Dennoch wird es wohl nicht ganz von der Bildfläche verschwinden. Schließlich bleiben ja noch viele Stillgewässer, in denen es dafür sorgt, dass der Köder verlockend über dem Grund schwebt. Beim Kauf sollte man jedoch darauf achten, dass das Gerät auch wirklich genug Auftrieb hat und sich nicht gleich nach dem Auftreffen auf dem Grund zur Seite legt. Dann hat man Mist gekauft, das allerdings offenbart sich, wie in vielen Fällen, oft erst am Wasser.
2012/03, Fisch & Wasser
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