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Hieb- und Bissfest (2013/03, Fisch & Wasser)

  • date
  • 1. März 2013

Moderne Raubfischangler müssen sich mit den selben Problemen auseinandersetzen wie schon ihre Vorfahren. Seit Anbeginn der Angelfischerei steht fest: Hechtzähne kappen unsere Leinen, und dagegen muss man Vorkehrungen treffen. Andreas Zachbauer vergleicht für uns aktuelles Vorfachmaterial.

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Gab es früher nur das gute alte Stahlvorfach, so hat man heutzutage daneben auch alternative Materialien zur Verfügung. Jedes für sich hat Vor- und Nachteile und ist nicht für alle Einsatzgebiete gleich gut, beziehungsweise überhaupt geeignet.

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Stahl.
Der Klassiker wird mittlerweile in diverse Unterkategorien gegliedert. Generell wird unterschieden zwischen kunststoffummantelten und blanken Vorfächern. Ummantelungen machen das Material zum einen noch stabiler und weniger anfällig für Knicke, zum anderen wird vermieden, dass der Fisch direkt auf’s Eisen beißt. Jedoch sind die Vorfächer dadurch dicker und weniger flexibel. Die Basis für ummantelte und blanke Vorfächer ist dieselbe: Stahldraht. Preis und Qualität hängen von der Anzahl der Litzen im Stahlgeflecht ab. So gibt es bei den meisten Herstellern die Abstufungen 1×7, 1×19, 7×7 und 7×19. Letzteres ist das weichste Material, es neigt am wenigsten zu Kringeln und Knicken. Naturköderangler sollten auf weiche, Spinnangler können auf steifere Varianten zurückgreifen. Besonders bei Jerkbaits und Wobblern können so Verwicklungen beim Wurf reduziert werden. In Sachen Bissfestigkeit sind jedoch alle hundertprozentig sicher, sofern sorgfältig verarbeitet. Stahl kann je nach Materialbeschaffenheit geknotet, verzwirbelt oder (auch bei Ummantelung) verschweißt werden. Ich rate jedoch zur Verwendung von Klemmhülsen. Dabei sollte das Vorfach vor dem Quetschen immer drei Mal durch die Hülse geführt werden, um maximale Tragkraftwerte zu erreichen. Fazit: Das Stahlvorfach ist der Allrounder und kann für sämtliche Angelmethoden verwendet werden. Nachteil: Sobald ein Knick entstanden ist, muss das Vorfach ausgetauscht werden, da es erheblich an Tragkraft verlieren kann.

Titan.
Eine logische Weiterentwicklung des Stahlvorfaches basiert auf der Verwendung von Titanstahl. Dieses Material ist relativ steif und somit vor allem für die Kunstköderangelei geeignet. Titan ist nahezu unzerstörbar, es knickt nicht, ist korrosionsfrei und bietet auch bei niedrigen Durchmessern eine vergleichsweise hohe Tragkraft. Durch die leichte Dehnung puffert es Kopfschläge größerer Fische gut ab. Es ist sowohl als 1×1, als auch als Geflecht mit 1×7-Litzen erhältlich. Der hohe Preis rechtfertigt sich durch die ungleich längere Haltbarkeit im Vergleich zum Stahlvorfach. Auch hier bieten sich handelsübliche Klemmhülsen zur Verarbeitung an. Fazit: Wo wenige Abrisse durch Hänger drohen, gibt es kein langlebigeres Vorfachmaterial als Titan. Nachteil: Für Naturköder ist das Titanvorfach aufgrund seiner Steifheit eher nicht geeignet.

Spinnstangen.
Aus herkömmlichem Stahl oder Titan gefertigt, zeichnen sie sich durch ihre absolute Steifigkeit aus. Sie werden ausschließlich zum Angeln großer Wobbler und Jerkbaits verwendet, da sie den Lauf anderer Kunstköder zu stark beeinträchtigen würden. Sie werden nicht mit Klemmhülsen verarbeitet, sondern gebogen. Fazit: Spinnstangen bieten in ihrem Einsatzgebiet durchaus Vorteile, können aber eben nur sehr eingeschränkt verwendet werden und sind dabei nicht die unauffälligste Option.

Hardmono.
In den letzten Jahren kommen zunehmend nahezu durchsichtige Vorfachmaterialien zum Einsatz. Sie bieten zwar nicht dieselbe Bissfestigkeit wie Stahl oder Titan, sind aber vor allem in klarem Wasser aufgrund ihrer Unauffälligkeit unschlagbar. Da Hardmono sehr steif ist, eignet es sich vor allem zum Spinnangeln und natürlich für Jerkbaits und große Wobbler. Kleinere Durchmesser können geknotet werden, sind jedoch für scharfe Hechtzähne nicht belastbar genug. Ich empfehle Durchmesser ab 0,50 Millimetern und die Verwendung von Klemmhülsen. Hardmono ist übrigens keinesfalls so unsichtbar wie Fluorcarbon. Fazit: Auch wenn dieses Material sehr kurzlebig ist und nach jedem Fischkontakt geprüft werden muss, liegen die Vorteile in sehr klarem Wasser auf der Hand: Es ist unauffällig und dabei dennoch widerstandsfähig gegen Bisse.

Fluorocarbon.
Diese beliebte Material ist zwar unter Wasser tatsächlich nahezu unsichtbar, kann scharfen Hechtzähnen jedoch absolut nicht standhalten. Man sollte hier der Werbung nicht alles glauben und zugunsten der Waidgerechtigkeit zumindest auf Hardmono oder Stahl zurückgreifen. Fazit: Ich rate von einer Verwendung bei gezieltem Hechtangeln ab.

Kevlar.
Ein sehr weiches, geschmeidiges und knotbares Vorfachmaterial, das allerdings wesentlich weniger strapazierfähig ist als sein Ruf. Bei angemessener Tragkraft muss der Durchmesser so hoch sein, dass es auffälliger wirkt als jedes Stahlvorfach. Cleveres Marketing hat über Jahre hinweg etwas anderes behauptet und ist mitverantwortlich für zahllose verangelte Fische. Fazit: Ich rate auch hier von einer Verwendung bei gezieltem Hechtangeln ab. Wägt man nun Vor- und Nachteile der einzelnen Materialen ab, kommt man zu dem Schluss, dass Stahl nach wie vor ein sicheres und weitgehend unauffälliges Vorfachmaterial darstellt.

Von oben nach unten: Fluorocarbon, Kevlar, Hardmono, Spinnstange, 7×7 Stahl, Titan, 7×7 Stahl ummantelt

Vergleich-Vorfachmaterial-zum-Hechtangeln

Ich persönlich stelle alle meine Vorfächer aus Stahl selbst her und greife nur bei sehr klarem Wasser auf Hardmono zurück. Am Ende noch ein Appell an alle, im Zweifelsfall immer zugunsten der Beißfestigkeit und somit auch waidmännisch zu entscheiden.

2013/03, Fisch & Wasser

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