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Viele Angler träumen davon einmal im Leben einen Tarpon fangen zu können – das Angeln auf Rapfen und Schied kommt dem schon sehr nahe. Sie buchen teure Reisen in die Karibik und jetten dafür viele tausende Kilometer. Dabei vergessen sie völlig seinen kleinen Bruder aus dem Süßwasser den sie beispielsweise in der Donau fangen könnten. „Klein“ ist dabei relativ, denn der Schied kann bis zu 120 cm lang und über 10 kg schwer werden.
Ein österreichischer Rekordfisch von 90 cm und 8,76 kg, gefangen im Jahr 2007 in der Donau bei Wien bezeugt dies eindrucksvoll. Der Schied tummelt sich in einigen österreichischen Flüssen und Seen in freudiger Erwartung, sich mit brachialer Gewalt auf eine potentielle Beute auf, oder knapp unter der Oberfläche stürzen zu können. In diesem Bericht möchte ich euch aufzeigen, wie ihr auch ohne Weltreise zu eurem „little“ Tarpon und somit in den Genuss einer der spannendsten Angeleien kommt, die in unseren Breiten möglich ist.
Mit seinem stromlinienförmigen und langgestreckten Körper ist der Schied bestens für die Jagd an der Oberfläche in schnell fließenden Gewässern ausgestattet. Das zahnlose Maul ist oberständig, sehr groß und die Maulspalte reicht bis unter das Auge. Seine Grundfärbung ist graublau, der Rücken grün und der Bauch weiß. In seiner Jugend lebt er gesellig in Oberflächennähe, wo er sich von Kleintieren aller Art ernährt. Mit zunehmendem Alter wird er einzelgängerisch und jagt Fische, die er mit Attacken an der Oberfläche erbeutet. Die Durchschnittsgrößen betragen zwischen 40 und 60 cm. Durch den Bau des Main-Donau-Kanals konnte er sich unbehelligt bis nach Westeuropa ausbreiten.
In Österreich lebt der Schied vorwiegend in den Mündungsbereichen der Zuflüsse und Altwässern der Donau sowie in einigen Seen. Früher war der Schied ein Massenfisch, kommt aber heute nur mehr selten vor. Er wird in Österreich auch bereits als gefährdet eingestuft. Ein großer Vorteil für ihn ist jedoch: Rapfen haben sehr viele Gräten und sind deshalb keine begehrten Speisefische!
Meine ersten Kontakte beim Angeln auf Rapfen und Schied im Fluss und der Donau zu diesem lautstarken Räuber hatte ich in jungen Jahren in einem Sommer an der Donau. Weit draußen inmitten des Stroms sah und hörte man bei strahlendem Wetter immer und immer wieder kapitale Schiede im Strömungsschatten der Kraftwerkssporne rauben. Für mich waren diese Fische damals unerreichbar und bereiteten mir schlaflose Nächte. Im darauffolgenden Frühjahr machte ich jedoch eine Entdeckung beim Stoppelfischen. Die vermeintlichen Weißfischrudel im nahegelegenen Altarm entpuppten sich zum Teil als halbstarke Schiede und nahmen gelegentlich mein Madenbündel.
Jedoch nicht im Ruhezustand, sondern nur beim Einholen – je schneller, desto besser. Schon bald konnte ich auch die ersten Fische auf kleine Spinner und Blinker überlisten, genauso wie auf kleine Lauben an der Wasserkugel. Es blieb jedoch bei Schieden um und unterhalb der 40 Zentimeter Marke. Im Nachhinein betrachtet, muss es sich wohl um Fische gehandelt haben, die gerade ihr Verhalten von Fried- zu Raubfischen umstellten. Die größeren Artgenossen beim Angeln auf Rapfen und Schied bekam ich jedenfalls immer nur von Weitem zu Gesicht.
Während meiner Studienzeit war ich gerne am Angeln auf Rapfen und Schied am Wiener Donaukanal, ein stark fließendes und eintöniges Gewässer. Dort lernte ich essentielle Dinge über die Standplätze von Schieden und ihre Fähigkeit, selbst in stärkster Strömung mühelos an der Stelle stehen zu können. Vor allem die kapitalen Exemplare schienen Ruhestätten wie Strömungsschatten, Rückströmungen und Unterwasserhindernissen nicht mehr zu benötigen.
Sie raubten den ebenso strömungsliebenden Lauben hinterher, die in den schnellfließenden Bereichen eine leichte Beute darstellten. Oft standen die Schiede so knapp unter der Wasseroberfläche, dass sie sich durch ihre dunklen Rückenflossen verrieten. Meistens jedoch musste ich darauf warten, sie direkt beim Rauben zu erwischen, um neue Standplätze auszumachen. Durch ihr ungestümes Plantschen beim Rauben verraten sie sich gerne und dort fängt man sie auch leicht.
Da Schiede nicht mit besonders guten Augen oder Geruchssinn ausgestattet sind, ist ihr Verhalten sehr stark von den Lichtverhältnissen am jeweiligen Gewässer abhängig. Besonders um die Mittagszeit bei strahlendem Sonnenschein sind gute Fangerfolge möglich. Bei künstlichen Lichtquellen können sie aber auch in der Nacht erbeutet werden.
Was die Angelei beim Angeln auf Rapfen und Schied auf jeden Fall erschwert, ist starker Wind. Oberflächennahe Köderpräsentation profitiert von den Geräuschen, die der Köder macht, wenn er die Wasseroberfläche durchbricht und genau diese werden bei starkem Wind nahezu ausgelöscht.
Beim Angeln auf Rapfen und Schied brachten meine kleinen Spinner und Blinker in den ruhigen Randbereichen zwar Fische bis gut 50 Zentimeter, musste etwas Gewichtigeres ein „Rapfenblei“ her. Es handelt sich dabei im Wesentlichen um eine drei bis fünf Zentimeter lange Bleiolive in Gewichten von 10 bis 30 Gramm, die auf einer starren Achse fixiert wird. Am Ende der Achse sitzt ein stabiler Drilling, am oberen Ende sitzt eine Öse, an der die Hauptschnur angebunden wird.
Das Blei kann sehr weit und zielgenau geworfen werden und ist gleich nach dem Aufprall so schnell es geht einzukurbeln. Es soll die Wasseroberfläche regelrecht durchpflügen und eine verlockende Blasenspur erzeugen. Der Fantasie in Bezug auf Formen und Farben sind hier keine Grenzen gesetzt. Der Klassiker ist die rot-weiß gestreifte Olive. Darüber hinaus kann das Rapfenblei mit kleinen Rotoren, Spinnerblättern und Federn kombiniert werden, um noch mehr Radau zu erzeugen. Langer Rede kurzer Sinn: es funktioniert! Aber nur so lange, bis die schlauen Räuber gelernt haben, dass die Sache einen sprichwörtlichen „Haken“ hat.
Jetzt war guter Rat teuer – was tun? Mit meiner Standardspinnrute bekomme ich beim Angeln auf Rapfen und Schied kleine und leichte Oberflächenköder nicht auf Distanz. Es muss also für die Schiedangelei spezielles Gerät her. Nach vielen Produkttests habe ich mich dann für eine Shimano Lunamis S800L mit 2,44m und 5-21g Wurfgewicht, kombiniert mit einer Shimano Biomaster 1000 FB Stationärrolle und 0,10 Millimeter geflochtener Schnur der Marke Power Pro entschieden. Als Schlagschnur verwende ich zirka drei Meter 0,23 Millimeter starkes Fluorocarbon, welches ich per FG-Knoten an der Hauptschnur befestige.
Neben der Tatsache, dass ein Fisch dieses Material unter Wasser sehr schlecht erkennen kann, hat die Schlagschur noch den Vorteil, die harten Bisse und Schläge während des Drills abzufedern und somit die hohe Zahl an Aussteigern beim Schiedangeln zu reduzieren. Endlich steht mir also die gesamte Palette an Spinnködern zur Verfügung und sollte ich dennoch einmal nicht die gewünschte Wurfweite erreichen, so gibt es auch sehr gute Alternativen zum klassischen Rapfenblei.
Meine große Leidenschaft beim Angeln auf Rapfen und Schied und gleichzeitig extrem effektiv auf Schied ist das sogenannte Topwater-Fishing, also die Verwendung von Spinnködern wie Stickbaits, Popper und Walker, die auf oder nur knapp unter der Wasseroberfläche geführt werden. Sie bieten die spannendste und explosivste Angelei, die unser Hobby zu bieten hat. Nichts jagt einem das Adrenalin so ins Blut, wie ein kapitaler Schied, der sich bereits beim Biss aus dem Wasser schraubt und wie kein anderer heimischer Raubfisch von der ersten Sekunde des Drills an alles gibt!
Die beste Zeit für die Angelei an der Oberfläche ist eindeutig der Hochsommer. Wenn die Wassertemperatur die 20 Grad Marke erreicht, stehen die Schiede voll im Saft, jagen, was das Zeug hält, bleiben dabei aber immer wählerisch. Sobald die Tage wieder kürzer werden und die Blätter beginnen, sich zu färben, sind aber auch die Tage des Topwater-Fishings gezählt. Nun muss man schon eine Etage tiefer angeln und auch die Einholgeschwindigkeit beim Angeln auf Rapfen und Schiedetwas drosseln. Die Aktivität der Schiede ist sehr stark an die Wassertemperatur gebunden, anders als z. B. Hechte schalten sie ihren Kreislauf einen Gang herunter, wenn der Herbst kommt.
Dann eignen sich besonders Wobbler, Spinner, Blinker und Gummifische, angeboten in der oberen Wasserschicht bis ca. 1,5 Meter Tiefe. Es ist sehr wichtig, viele verschiedene Köder in verschiedenen Farben mit sich zu führen, da Schiede sehr lernfähig sind und nur durch immer neue Köder zu einem Landgang zu überreden sind. In meiner Tacklebox habe ich euch eine Auswahl an sehr erfolgreichen Ködern zusammengestellt.
Abschließend möchte ich noch eine Warnung aussprechen: „Das Angeln auf Rapfen und Schied hat nicht nur ein enormes Suchtpotential, sondern sollte auch nur von Personen mit starken Nerven und geringem Herzinfarktrisiko betrieben werden
2015/09, Fangfrisch
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