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Glasklar und auch im Sommer ziemlich frisch ist das Wasser im Kärntner Weißensee auf beinahe tausend Meter Seehöhe. Dementsprechend heikel ist die Fischerei auf Seeforellen, Hechte, Zander und Karpfen. Andreas Zachbauer hat sich das Gewässer genau angesehen und fing – allerdings eher schleppend.
und vollen Autos reisten wir an, für alles gewappnet. Das Ziel unseres jährlichen Angelurlaubs war der Weißensee in Kärnten. Dort wollten wir uns vor allem auf das Schleppangeln und da auf die großen Freiwasserhechte konzentrieren. Bereits vor unserer Anreise stand ich mit Martin Müller, Fischer und Bewirtschafter des Weißensees, in Kontakt. Er erklärte sich bereit, am ersten Tag unseres Urlaubs eine frühmorgendliche Bootstour mit uns zu machen, um uns die besten Stellen zu zeigen. Also. Wecker auf 4.30 Uhr gestellt, und auf. Wir fuhren fast die gesamte Uferstrecke des tiefen, nährstoffarmen Ostteils des Sees ab und machten bei sämtlichen prominenten Plätzen wie dem Mühlzipf, dem Ronacherfelsen oder dem Paterzipf Halt, um im klaren Wasser nach Fischen Ausschau zu halten und „mit dem See eins zu werden“, wie Martin Müller das nennt.
Es war fantastisch. In diesen beiden Morgenstunden sahen wir Karpfen bis 10 Kilo, Amurkarpfen bis 15 Kilo, Hechte, Schleien, Barsche, große Aitel, Brachsen, Rotaugen, Rotfedern, kleine im Freiwasser raubende Seeforellen und sogar zwei Zander, die regungslos auf dem Grund zwischen Ästen und Gehölz verharrten. Wir konnten es kaum erwarten, mit dem Angeln zu beginnen. Dieser enorme Fischreichtum ist auf die speziellen Gegebenheiten zurückzuführen, die sich dem Angler am Weißensee bieten: Der See liegt auf 930 Meter Seehöhe und erreicht bei einer Länge von 11,5 Kilometern eine maximale Breite von 900 Metern; die tiefste Stelle liegt bei 99 Meter. Das Seebecken liegt in einer tief eingeschnittenen, von Osten nach Westen verlaufenden Talfurche der Gailtaler Alpen und wurde von einem Seitenast des Drau-Gletschers während der letzten Eiszeit vor etwa 10.000 Jahren ausgeschürft.
und Teile des mittleren Seeabschnittes sind von Sumpfwiesen umgeben. Das Ostbecken wird dagegen sowohl im Norden als auch im Süden durch steil abfallende Hänge und Felswände begrenzt, deren Steilheit sich auch in den Unterwasserhalden fortsetzt. Die hellen Seekreidebänke, die den Weißensee umrahmen, sind übrigens für dessen Namen verantwortlich. Der geringe Nährstoffgehalt, die Größe, die Tiefe sowie die Temperaturund Sauerstoffverhältnisse machen den Weißensee zu einem Paradegewässer für Seeforellen. Eine Belastung mit häuslichen Abwässern konnte durch den Bau eines Kanalisationssystems ab 1968 verhindert werden. Dadurch verlor der Weißensee auch nie den Charakter eines nährstoffarmen Salmonidengewässers. Die Zuflüsse und Quellen, die als Brunnen bezeichnet werden, sind ideale Laichplätze für Seeforellen.
Besatzmaßnahmen, die die Attraktivität des Weißensees als Angelgewässer erhöhen sollten, aber auch einige ungewollte Einschleppungen ließen die Fischartenzahl in den letzten hundert Jahren von ursprünglich sieben auf derzeit 18 ansteigen. Auch die Populationsgrößen veränderten sich eklatant, wodurch die ursprünglich beheimateten Fischarten mit völlig neuen Bedingungen – Konkurrenzdruck, was Nahrung und Raubfische betrifft – konfrontiert wurden. Gründlinge und Elritzen (beide autochthon) waren diesen Veränderungen nicht gewachsen und verschwanden schon vor über 30 Jahren aus dem Weißensee. Auch die Seeforelle zählte zum Urbestand des Weißensees und war über viele Jahre der häufigste Nutzfisch. Zwischen 1970 und 1980 ging der Bestand aber innerhalb kürzester Zeit sehr stark zurück. Als Gründe werden die Veränderung der Artenvielfalt, Überfischung, Besatz mit nicht heimischen und daher genetisch ungeeigneten Forellen sowie der Verlust von Laichplätzen diskutiert.
und kurz nach dem Verschwinden des „Weißenseelachses“ wurde mit sehr großem finanziellen und enormem ideellen Aufwand versucht, die Seeforelle wieder einzubürgern. Die Bemühungen wurden vorerst jedoch nicht honoriert. Erst Mitte der Neunziger Jahre gelang es schließlich, einen geeigneten Seeforellenstamm (aus dem Attersee) zu finden. Diese Fische erinnern in ihrem Erscheinungsbild sehr an die Urform der Weißenseeforelle. Besatzmaßnahmen verliefen überaus erfolgreich, und so gelang es im Dezember 2001 erstmals seit vielen Jahren wieder, Seeforellen mit einer Länge bis zu 80 Zentimetern beim Laichfischfang zu fangen und abzustreifen.
Forellen dieser Größenordnung kommen seitdem jedes Jahr zum Ablaichen. Die hochwertigen Eier werden im eigenen Bruthaus erbrütet, die Jungforellen in ausreichender Zahl unter sehr guten Bedingungen in Naturteichen aufgezogen. Diese sind die Grundlage für den Aufbau einer Seeforellenpopulation, die den Möglichkeiten des Weißensees auch gerecht werden kann. Heute wird der See von Reinanken, Rotaugen, Flussbarschen, Aiteln, Rotfedern, Schleien, Hechten, der wieder eingebürgerten Seeforelle und Karpfen dominiert – ohne Martin Müller hätten wir dies alles nicht schon vor unserem ersten Angeltag gewusst.
und machten das Boot startklar. Wir hatten uns darauf eingestellt, mit vier Ruten die tiefen Abschnitte des Sees zu beangeln, zwei davon an Sideplanern. Als Köder benutzten wir Wikam-Systeme mit Forellen aus Martins Zucht, Castaic Swim- und Real-Baits sowie Platinums und 23er Gummifische am A.S.O. G-System. Bereits am ersten Tag hatte ich einen guten Biss auf einen 23er Gummi in weißem Glitterdesign, konnte den Fisch aber nicht haken. Die restliche Woche sollte sich als zermürbend erweisen. Wir konnten keinen einzigen eindeutigen Biss mehr verzeichnen. Später erfuhren wir, dass genau in dieser Woche auf Köderfisch mehrere große Fische gefangen wurden, allerdings in der Westmulde. Naja, wir waren also zur falschen Zeit am falschen Ort. Zumindest, was den Hecht betrifft.
Zwischen unseren Schlepptouren machten wir immer wieder Halt, um den Karpfen im Schilf nahe des Paterzipfs nachzustellen, eine überaus spannende Angelei. Wir versteckten uns mit dem Boot in Schilflücken und fütterten eine Handvoll Mais an, um die Köder an der freien Leine mit der Matchrute genau im Futter zu platzieren. Das Problem war hierbei nicht, einen Biss zu bekommen, sondern die Fische davon abzuhalten, sofort ins Schilf zu flüchten. Nachdem jeder von uns einen Fisch auf diese Weise verloren hatte, bekam ich wieder einen Biss, warf sofort den E-Motor an und startete in Richtung Freiwasser. Ein wilder Tanz an der durchgehenden 20er Monofilschnur begann. Ich konnte den Fisch weiter ins Freiwasser bugsieren und einen unglaublichen Drill vom Boot aus über glasklarem Wasser genießen.
Es handelte sich um einen 80 Zentimeter langen und sieben Kilo schweren Amurkarpfen, der der einzige bleiben sollte, mit dem wir in Berührung kamen. In der Nacht legten wir unsere Ruten direkt vom Badeplatz in Naggl auf Zander aus, bis plötzlich völlig unverhofft ein Schwimmer mit dem genau an der Abbruchkante platzierten Köderfisch abtauchte. Während des eher unspektakulären Drills bereitete ich mich schon auf eine Handlandung vor, da wir den Kescher gerade nicht zur Hand hatten. Erst als der Zander zum Greifen nahe war, bemerkte ich, um welch kapitales Exemplar es sich handelte, packte den Fisch anstatt mit einer Hand mit beiden und beförderte ihn ins Trockene. Es folgten lang andauernde Jubeltiraden. Mit einem Zander von 88 Zentimeter Länge und 7,5 Kilo hatten wir nicht wirklich gerechnet.
Bis zum Ende der Woche blieb es, neben einigen kleineren Hechten und Barschen beim Spinnfischen, bei den beiden erwähnten Fischen. Jedoch wird uns der See und seine Umgebung noch lange in Erinnerung bleiben: türkises Wasser, Wälder, Berge, saftige Wiesen, Kühe, Schweine, Pferde, alte Bauernhäuser. Wer vor hat, irgendwann einmal am Weißensee zu angeln, sollte sich unbedingt mit Martin Müller in Verbindung setzen oder ihn gleich direkt in seinem Fischerhaus in Neusach besuchen, um sich aktuelle Informationen zu verschaffen. Er verkauft übrigens auch fantastische Fischspezialitäten direkt aus dem Weißensee, die man auf jeden Fall probiert haben sollte.
Kontakt
Mag. Martin Müller
Neusach 106
9762 Weißensee
Tel.: 0676 / 501 36 74
E-mail: weissenseefisch@aon.at
www.weissenseefisch.at
2012/05, Fisch & Wasser
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Eine Antwort auf Der Weißensee – Das Becken aus der Eiszeit (2012/05, Fisch & Wasser)
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