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Ein Urlaub in Osteuropa sollte endlich kapitale Huchen bringen, doch gefangen wurde er sprichwörtlich vor der Haustür! Ein kapitaler Zielfisch ging Andreas Zachbauer in seiner stolzen Sammlung noch ab: Der Huchen, auch als Donaulachs, Rotfisch oder Donauzalm bezeichnet. In Österreich pflanzen sie sich leider nur noch in Mur, Pielach und Gail fort. In anderen österreichischen Flüssen wird der Bestand asschließlich durch intensive Besatzmaßnahmen gesichert. Es ist daher kein leichtes Unterfangen kapitale Huchen in Österreich zu überlisten. Andreas fing in der Enns schon einige „Teenager“ um die 60 cm, aber es war bisher kein „Dicker“ dabei. Motiviert durch tolle Fangberichte aus Osteuropa, von bis zu 35 kg schweren Donaulachsen, machte er sich dorthin auf den Weg um seinen Traum zu verwirklichen.
Schon lange hatte ich eine Reise in den Balkan im Hinterkopf, um die unberührte Natur und die Großsalmoniden dieser Region kennenzulernen. Meine Reise führte mich an das Flusssystem des schwarzen Meeres, wo der kapitale Huchen die Spitze der Unterwasser-Nahrungskette darstellt. Bereits im Vorfeld besprach ich die Reisedetails mit Velibor Ivanovic, dem Inhaber von http://www.angelabenteuer-balkan.com.
Fischen im Fluss Drina und jede Menge Sliwowitz
Nach der unkomplizierten Anreise per Flugzeug wartete schon Miroslav, genannt„Boske“ in Belgrad auf uns. Vier Stunden Autofahrt später erreichten wir Boskes Geburtshaus. Dazu mussten wir auch den serbisch-bosnischen Grenzfluss Drina überqueren. Der herrliche selbstgebrannte Sliwowitz und einige Freunde vonVelibor warteten bereits auf uns. Schon wenig später kam auch Velibor, genannt„Caki“ mit zwei deutschen Anglern anund nach ein oder zwei weiteren Runden Sliwowitz ging es zum Wasser. Nur wenige Schritte waren nötig, um das herrliche Panorama über die Drina und den sogenannten „Old Man’s Pool“ genießen zukönnen, der Heimat Huchen jenseitsder dreißig Kilogramm-Marke. Die Drinaist mit einer Länge von 345 Kilometern einer von Europas größten Gebirgsflüssen.
Die bis zu 1000 Meter langen „Pools“ sind zum Teil 20 Meter tief und von kanalartigen Rinnen durchzogen. Ein zirka 30 Kilometer stromaufwärts liegendesWasserkraftwerk sorgt für einen ganztägigen Wasserstandswechsel. Deshalb ist es sehr wichtig einen ortskundigen Guide mit dabei zu haben. Der kapitale Huchen liegt tagelang inaktiv am Boden der Pools. Er jagt nur sehr selten. Sein Futter bestehtaus Weißfischen (Nase, Aitel, …), die sich in der Drina zahlreich tummeln. Die Wasserschwankungen spülen die Weißfische an die Randbereiche des Gewässers. Der kapitale Huchen fühlt mit seiner Schwimmblase die kommende Welle und schwimmt aus seinem Pool an die Ränder zu potenziellen Futterstellen, immer an den gleichen Plätzen. Hin und wieder gehen übrigens auch große Bachforellen als Beifang anden Haken. Ich durfte Fotos von Fischen mit bis zu 13 Kilogramm bestaunen. Beim Angelgerät sollte man keine Kompromisse eingehen. Ruten mit einer Länge von mindestens 2,70 Metern und einemWurfgewicht zwischen 100 – 180 g je nach Hersteller sind erste Wahl. Bei den Rollen empfiehlt es sich auf Großfischrollen wie beim Karpfen- und Welsangeln zurückzugreifen. Gefischt wird vorwiegend mit geflochtener Schnur ab 0,3 mm Durchmesser. Die Köder müssen an diesem Gewässer teilweise sehr weit geworfen werden, um an die aussichtsreichsten Plätze zu kommen. Deshalb wird auch viel mit schweren Silikonwobblern (bis80 g) gearbeitet, um die nötige Wurfweite zu erreichen. Wer hier seinen Köder auswirft,ist im Tal der Riesen. Schon der ersteBiss kann einen Fisch über 25 bis zu 35Kilogramm bedeuten. Das ist aber natürlich nicht die Regel. Da standen wir nun am Old Man’s Pool und überlegten, welcher Köder wohl als erstes in das Wasser fliegen sollte. Ich entschied mich für einen Klassiker: den Effzett. Ob ihr es glaubt oder nicht, der fünfte Wurf brachte den Biss und ich drillte in der Abenddämmerungmeinen ersten Drina-Huchen, ein Exemplar von geschätzten 60 Zentimetern Länge. Leider schlitzte der Fisch kurz vor der Landung aus und ich dachte noch „was soll‘s…“.
Jeder Köder ein Unikat
Der erste Abend endete wie er begonnen hatte. Wir saßen in der gemütlichen Wohnstubeund genossen selbstgemachtes Gulasch. Es wurde viel über Köder philosophiert, auf Deutsch, Englisch und Serbokroatisch. Die Einheimischen vertrauen nur ihren handgemachten Ködern. Jeder Wobbler ein Unikat, jede Schaumkoppe ein eigenes Muster, Zöpfe in zehn verschiedenen Brauntönen und dann noch Glavinjaras, die vorhin bereits erwähnten Silikonwobbler. Der nächste Tag begann und wir alle warteten nur darauf, dass das Wasser am OldMan’s Pool stieg und der kapitale Huchen genau vor unseren Beinen zu rauben begannen. Natürlich war uns bewusst, dass wir hier auf einen der schlausten Räuber des Süßwassers angelten, dass selbst hier nicht hinter jedem Stein ein kapitaler Huchen lauerte, aber wir waren „noch“ optimistisch. Wir vertrauten Cakis Tipp, dass wir hier am besten Platzdes gesamten Reviers angelten und machten Wurf um Wurf, probierten Köder um Köder. Nichts tat sich! Huchenfischen, wie ich esauch von Zuhause nur zu gut kannte.
Am dritten Tag kehrten wir dem OldMan’s Pool auf eigenem Wunsch den Rücken und ließen uns einige Kilometer stromabwärts absetzen. Über lange Strecken waren in der Drina keine besonderen Hotspots auszumachen, aber hier gab es die besagten tiefen Rinnen, Flachwasserzonen, Steinblöcke und jede Menge Weißfische. Wegen der Umstellung auf die Winterzeit hatten wir das Zeitgefühl verloren, standen bis zum Bauchnabel im glasklaren Wasser und bewunderten den aufgehenden Vollmond. Perfekte Bedingungen eigentlich. Wir angelten wie die einheimischen Angler mit flachlaufenden Handmade-Wobblern. Wurf um Wurf, Stunde um Stunde, bis tief in die Nacht hinein. Und wieder tat sich nichts! Huchenfischen, wie ich es auch von Zuhause nur zu gut kannte. Tag vier begann bereits im Morgengrauen mit den ersten Würfen. Wo? Am OldMan’s Pool, wo sonst. Wir wussten, hier treibt sich irgendwo der König des Poolsherum. Doch die Wahrscheinlichkeit, ihm zum richtigen Zeitpunkt den passenden Köder zu präsentieren, schien einerLotterie gleich. Wir blieben „noch“ optimistisch und forderten unser Glückheraus, Wurf um Wurf, Stunde um Stunde.Ich wiederhole mich nur ungern, aber Huchenfischen, wie ich es auch von Zuhausenur zu gut kannte.
Der kapitale Huchen will und will nicht beißen!
Am Abend brachen wir unsere Lager ab und machten uns auf in Richtung Zentralbosnien.Ich dachte an meinen sechziger Huchen und daran, wie gerne ich den Burschen fotografiert hätte… Unser neues Ziel hieß Sana, ein kleinerer Fluss mit gutem Forellenbestand und natürlich auch dem einen oder anderen Donaulachs. Auch die Sana wird von tiefen Steinrinnen durchfurcht. Ich watete teils bis direkt an die Kanten und klopfte den Grund mit Huchenzöpfen ab. Wir hatten nur fünf Stunden Zeit und diese verging wie im Flug. Mittlerweile beangelte ich nur noch die absoluten Top-Stellen und ließ viele aussichtsreiche Spots hinter mir. Am Ende einer Außenkurve öffnete sich plötzlich ein tiefschwarzer Pool. An der Oberfläche waren Weißfische zu beobachten und ich dachte nur noch an den darunter kreisenden kapitale Huchen. Jetzt nicht zu viel Wasser aufwirbeln beim Anwaten des Spots. Auf leisen Sohlen erreichte ich eine gute Wurfposition und platzierte den Zopf am gegenüberliegenden Ufer im seichten Wasser. Langsam führte ich ihn in die tiefe Rinne und zupfte ihn gefühlvoll an mich heran. Auf halbemWeg durchfuhr plötzlich ein Schlag meinen ganzen Körper. Wie ferngesteuert schnellte mein rechter Arm mit der Ruten ach oben, starker Widerstand, zirka eine Sekunde lang und dann… Nichts. Ich zitterte am ganzen Körper. Habe soeben den Fehlbiss eines starken Fisches einstecken müssen. Sagte ich es schon? Huchenfischen, wie ich es auch von Zuhause nur zu gut kannte. Eine Chance blieb mir noch. Der Abschlusstag war der slowenischen Sava gewidmet und wir machten uns erneut voller Zuversicht auf den Weg. Hochwasser machte aber auch diese letzte Hoffnung zunichte und so stiegen wir am Ende als Schneider in das Flugzeug. Wir blickten jedoch auf eine Woche voller fantastischer Eindrücke und der Sehnsucht nach einer baldigen Wiederkehr zurück. Nicht nur meine Köderboxen waren voll mit handgemachten Wobblern, Zöpfen, Schaumkoppen und Glavinjaras, auch mein Gehirn hatte sich die Ereignisse und Erkenntnisse abgespeichert und wartete nur darauf, das Erlernte in den heimischen Huchenrevieren umzusetzen.
Petri Heil mit einem 1,23 cm Huchen aus der Donau
Kurz nach meinem erfolglosen, aber lehrreichen Trip in den Balkan war ich wieder an derDonau unterwegs und konnte wie jedes Jahr den Wintereinstand der Brachsen finden. Immer wieder spürte ich beim Einholen Kontakte mit den Weißfischen. Beim zweiten Wurf hatte ich einen untypischen Biss und dachte “Brachse gehakt”. Aber rasch wurde ich von starken Kopfschlägen wachgerüttelt. Zander ist das aber auch keiner, dachte ich und nach ca. 10 Minuten Drill konnte ich an der Oberfläche einen kupferfarbenen “Baumstamm” erkennen.Oh mein Gott, ein Donauhuchen! Die bangen Minuten begannen. Der Fisch schien weniger nervös zu sein als ich. Er bewegte sich keinen Zentimeter von der Stelle, minutenlang. Mein Kollege Thomas stand schon mit dem Kescher bereit, als wir den Donaulachs das nächste Mal sehen konnten. “Pack das Ding weg, viel zu klein, wir müssen eine Handlandung machen!” Zwei Versuche hatten wir schon hinter uns, als die nächste Flucht ins tiefere Wasser erfolgte. Nachdem ich den Fischwieder ausgebremst hatte, glitt er Kopf voran direkt auf mich zu. Rute weg und beide Hände an den Kopf… Was ich dann aus dem Wasser heben konnte, hat mein Anglerherz zutiefst gerührt! Der kapitale Huchen mit einer Länge von 1,23 m! Der Fisch wurde nicht gewogen,aber laut Statistik müsste er wohl um die20 kg gehabt haben. Als verantwortungsvoller Huchenfischer setzte ich den schönen Fisch schonend zurück. Projekte und Initiativen zur Wiederansiedelung des Huchens in Österreich können nur Früchte tragen, wenn auch wir Fischer unseren Teil dazu beitragen. Und: Huchen schmeckt nicht gut und fängt an derWand hängend unglaublich viel Staub …
2015/01, Fangfrisch
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