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Mit Fliege und Wobbler unterwegs in der Millionenstadt: Ein Medienfachmann und ein Dirigent über ihr gemeinsames Hobby, das Raubfischangeln am Wiener Donaukanal.
Am anderen Ende der Skala zwischen Laien und Profis agieren der Dirigent und Pianist Florian Krumpöck und der Medienfachmann Andreas Zachbauer. Die beiden geleiteten uns zu mehreren urbanen Fischzügen entlang der Wiener Innenstadt. Zachbauer ist mit dem Gewässer schon so vertraut, dass er sogar Angelguidings am Donaukanal anbietet: „Dabei geht’s mitten in der Stadt weniger um Geheimplätze als um Köderwahl und -führung. Überall wird viel geangelt, die Fische sind heikel.“ Krumpöck ist fast ausschließlich mit der Fliegenrute unterwegs – und zwar an Stellen, wo er beim Rückschwung schon mal eine Leitschiene oder das Gitter zum U-Bahntunnel hakt. „Wenn das nicht da wäre, hätte ich vielleicht schon die U4 dran gehabt. Das wäre sicher ein aufregender Drill gewesen.“
Andreas Zachbauer schwört aufgrelle Farben – so grell wie die Graffiti, die hinter ihm an denWänden leuchten, wenn er mit seiner Vespa am Wiener Donaukanal unterwegs ist: „Die funktionieren am besten auf Zander in der Nacht.“ Vor sieben Jahren kam der Betreiber einer Multimedia-Agentur aus Oberösterreich nach Wien und begann, am Kanal zu angeln.„Es gab bald Abende“, erinnert er sich,„an denen ich mehrere Zander gefangen habe.“ Vor allem im „Ausnahmejahr“ 2006: „30 Stück in einem Monat.“ Im City-Revier lernte Zachbauer auch Florian Krumpöck kennen. Der junge, mittlerweile bereits international bekannte Dirigent und Konzertpianist tauscht seit fünf Jahren in seiner Freizeit regelmäßig den kurzen Dirigentenstab gegen eineneun Fuß lange Fliegenrute der Schnurklasse 10 – was ihn in diesem urbanen Ambiente zwischen Nußdorf und Ostbahnbrücke zu einem echten Exotenmacht. Kopfschütteln ist eine noch eher gemäßigte Reaktion auf Krumpöcks urbane Schwünge. Besonders originellerKommentar: „Weißt eh, dass es da keine Äschen gibt.“ Da hilft es dem Selbstbewußtsein eines leidenschaftlichen Fliegenfischers (Krumpöck lässt sogar seine Dirigentenstäbe im Übrigen aus Kohlefaserspitzenvon Rutenblanks fertigen) in der Großstadt ungemein, wenn er neben einigen erfolglos vor sich hin blinkernden Kollegen plötzlich einen properen Schied drillt: „Dann kommen sie, schauen sichden Köder an und beginnen zu fragen.“Sowohl Zachbauer wie auch Krumpöckschätzen den Donaukanal wegender Chance, immer wieder einen kapitalenFisch zu drillen. Vor kurzem landete Zachbauer sogar einen Schied mit 78 Zentimetern, der ihm Einzug in die Hitparaden deutscher Magazine verschaffte. Was viele Ansitzangler als lästig empfinden, stört die beiden jedoch kaum: das immer buntere Szeneleben. „Der Kanal erblüht“, sagt Zachbauer, „ich mag da sGefühl, in der Großstadt zu fischen.“Florian Krumpöck: „Abends ein wenig fischen an der Strömungskante bei der Urania und dann ein kühles Blondes in der Herrmannbar. Ist doch herrlich!“
2009/03, Fisch & Wasser
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