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Danubische Stachelritter … dem Sommerzander hinterher (2015/06, Fangfrisch)

  • date
  • 1. Juli 2015

Eine journalistische Wiedergutmachung am Donaustrom. Gemächlich und voller Kraft befördert der zweitgrößte Fluss Europas unglaubliche Wassermassen von West nach Ost durch zehn Nationen. Die nach den zum Teil ausufernden Kraftwerksprojekten übriggebliebenen Altarme, aber auch der Hauptstrom ziehen noch immer (oder vielleicht wieder mehr denn je) zehntausende europäische Angler magisch an, denn wo sollte man die kapitalsten Raubfische vermuten, wenn nicht in einem so mächtigen Strom. Blättert man nun durch die Ausgaben diverser Angelmagazine vergangener Jahre, fragt man sich, wie man ein Gewässer dieser Größenordnung über die Jahre derart vernachlässigen konnte. Nun, genug damit! Ehre, wem Ehre gebührt! Mit diesem Bericht möchte euch Andreas Zachbauer mit dem notwendigen Rüstzeug ausstatten, um erfolgreich im Sommer auf Zander in der Donau angeln zu können.

 

Natürlich kann man Methoden und Taktiken für journalistisch überbetreute Flüsse wie zum Beispiel die Elbe auch anderswo anwenden, doch will man sich spezialisieren, muss man einen Schritt weiter gehen. Jeder Fluss birgt seine eigenen speziellen Geheimnisse – so auch eines meiner liebsten Angelgewässer – die österreichische Donau.

Die richtige Ausrüstung
Um ermüdungsfrei und effizient angeln zu können, müssen sich Rute und Rolle in einer guten Balance zueinander befinden. Der Schwerpunkt soll in etwa eine Handbreit über dem Rollenhalter liegen. Da die Donau weitgehend von Steinpackungen gesäumt ist, erleichtern mir Rutenlängen von 2,4 bis 3,3 Meter sowohl die Köderführung als auch die Kontrolle während des Drills. Wurfgewichte von um die 50 g und mehr sind meiner Meinung nach das Minimum, da ich jederzeit mit sehr großen Fischen und starken Strömungen rechne. Meine Rollen der Größen 3000 bis 4000 bespule ich mit abriebfesten geflochtenen Schnüren ab 0,15 mm Durchmesser. Als Vorfach verwende ich 1,5 Meter Fluorcarbon in 0,40 mm Stärke, welches ich mit dem sogenannten Jochen- oder Mahinknoten mit der Hauptschnur verbinde. Am anderen Ende des Vorfachs befestige ich mit dem verbesserten Clinchknoten einen Snap mit mindestens 15 kg Tragkraft. Dort wird der Köder eingehängt. Um mobil zu bleiben, versuche ich das allgemeine Zubehör relativ gering zu halten: Zange, Messer, Polbrille, Knoblauch- Spray für Softbaits, Fotoapparat inklusive Stativ, Smartphone (GPS, Wetter, Wasserstand, Mond) und eine Flasche Wasser für mich müssen reichen. Bei sehr schwierigen Uferverhältnissen nehme ich auch einen Kescher mit. Neben dem allgemeinen Zubehör haben zwei große Köderboxen und eine kleine Box für Jigköpfe und Stinger in meinem Rucksack Platz. Den Köderfarben möchte ich noch einen Absatz widmen. Im Endeffekt reichen für die Donau meiner Meinung nach genau vier Farbspektren: weiß/transparent, bräunlich, gelb/grün und rot/pink. Dazu noch der Sonderfall UV-aktiver Farben. Mit zunehmender Wassertiefe werden ja nacheinander die verschiedenen Lichtspektren geschluckt und Farben erscheinen nur noch in Grauschattierungen. UV-Licht dringt am tiefsten ein und genau diesen Effekt können wir uns mit der Verwendung UV-aktiver Farben zunutze machen. Mehr Infos zur Ausrüstung findet ihr in der Tacklebox.

Der richtige Ort
Grundsätzlich unterscheide ich in allen Gewässern zwischen offensichtlichen und schwer erkennbaren Hotspots. Erstgenannte, wie Brückenpfeiler, Mündungen und Hafeneinfahrten, Buhnenköpfe und Buhnenfelder, Kehrströmungen (z.B. bei Slipstellen), ausgespülte Außenkurven, Turbinenausläufe und Wehrstufen, versunkenes Holz und andere Hindernisse sind meistens gut von Anglern frequentiert. An Plätzen wie diesen werden immer wieder beachtliche Fänge erzielt, doch gerade in der Donau habe ich besonders gute Erfahrungen an schwer erkennbaren Hotspots gemacht. Das Beste dabei ist, dass ich diese Plätze fast ausschließlich für mich alleine habe. Doch was genau macht diese Hotspots jetzt aus und wie könnt ihr sie erkennen? Grundsätzlich geht es hier um unter Wasser liegende Löcher, Berge, Kanten, Rinnen, Hindernisse, Schotterbänke, strukturreichen Grund und harten Grund. Zu ihrer Entdeckung gibt es abgesehen von Echoloten zwei Möglichkeiten. Einerseits helfen euch Strömungsverwirbelungen an der Wasseroberfläche dabei, die Beschaffenheit des Grundes zu bestimmen. Die zweite und sicherere Variante ist aber das fächerförmige Abfischen eines potentiellen Angelplatzes. Härte und Material des Gewässerbodens könnt ihr mit ein wenig Übung bei jedem Aufprallen des Bleikopfes ertasten. Die richtige Rutenhaltung (Zeigefinger liegt auf dem Blank) erleichtert euch das Ganze. Zum Testen der Bodenbeschaffenheit könnt ihr den Jigkopf auch einfach über den Grund schleifen. Spürt ihr dabei ein kontinuierliches Rattern, habt ihr einen Hotspot gefunden: eine Schotterbank!

„Hänger“, nicht nur gut für den Gerätehändler!
Bekommt ihr viele Hänger, ist das ebenso ein gutes Zeichen, nämlich eines für sehr strukturreichen Grund und/oder Unterwasserhindernisse. Die generelle Wassertiefe und Vertiefungen bzw. Erhöhungen am Grund sind mess- und erkennbar, indem man die Dauer der Absinkphasen (bei gleicher Anzahl Kurbelumdrehungen beim Anheben des Köders) beobachtet. Wird die Absinkphase länger, geht es bergab. Und umgekehrt. Mit etwas Übung habt ihr den Dreh bestimmt schnell heraus und könnt in weiterer Folge schon bei einem einfachen Blick auf die Satellitenansicht von Google Maps über die ungefähre Beschaffenheit eines Gewässerabschnittes Rückschlüsse ziehen. Ebenfalls sehr hilfreich ist die Webseite at.d4d-portal.info, wo man sich vom Schwarzwald bis zum Schwarzen Meer die Tiefenlinien der Donau ansehen kann.

Optimales Abfischen des Angelplatzes
Wollt ihr eine längere Flussstrecke Meter für Meter abfischen, müsst ihr darauf achten, dass keine Lücken entstehen. Ich habe dazu immer ein und denselben Köder meiner Wahl mit zwei verschiedenen Bleikopfgewichten zum Stromauf- und Stromabangeln zur Hand. Ich beginne mit dem leichteren Bleikopf, werfe zuerst im 20 Grad-Winkel stromauf und führe den Köder mit hoch erhobener Rute auf mich zu. Von Wurf zu Wurf arbeite ich mich bis zu einem Winkel von zirka 70 Grad nach oben. Danach wechsle ich zum schwereren Köder, beginne bei 80 Grad und arbeite weiter bis zu einem Winkel von zirka 150 Grad. Da ich nun stromab angle, aber einen schwereren Bleikopf verwende, sollte die Absinkphase in etwa gleich lang sein wie beim Stromaufangeln mit dem leichten Gewicht. Beträgt meine Wurfweite um die 40 Meter, so wandere ich 30 Meter weiter zu meinem nächsten Angelplatz, sodass sich meine Aktionsradien knapp überschneiden. Ich wiederhole den ganzen Vorgang, bis ich die Zander gefunden habe.

Zanderangeln am Strom - small.032

 

Der richtige Zeitpunkt
Das Verhalten und die Fresszeiten der Donauzander ändern sich nicht nur mit den Jahreszeiten, sondern manchmal auch in sehr kurzen Abständen bis hin zu täglich. Hattet ihr gestern noch zur Morgendämmerung Erfolg, kann es heute schon ganz anders sein. Und genau das macht diese Angelei so spannend! Grundsätzlich könnt ihr euch das Wissen um die aktuellen Beißphasen nur aneignen, indem ihr auch viel Zeit am Wasser verbringt. Führt genau über eure Fänge Buch und schließt euch mit anderen Anglern zusammen, um euch gegenseitig auf dem Laufenden zu halten. Diese Aktivitätenskala soll visualisieren, dass man nicht immer nur mit Fleiß zum Ziel kommt. Ausdauer ist wichtig, aber ohne das Wissen um die Fresszeiten nicht allesentscheidend für den Fangerfolg.

Zanderangeln am Strom - small.025

 

Die besten Bedingungen für dicke Sommerzander
Meine persönlichen Highlights in Sachen Zanderangeln habe ich im Hoch- und Spätsommer erlebt. Während der sommerlichen Hitzeperioden (bei niedrigem oder normalem Wasserstand) verbringe ich fast ausschließlich im Dunklen Zeit am Wasser und suche Bereiche mit starker Strömung und viel Sauerstoff auf. Viele kapitale Zander konnte ich in den Turbinenausläufen von Kraftwerken fangen. Ich verspreche euch, wer einmal einen Strömungszander gedrillt hat, der will nichts anderes mehr! Da man hier mit schweren Bleiköpfen angelt, Wobbler gegen die Strömung einholt und mit brachialen Drills großer Zander rechnen muss, greife ich für diese Zwecke immer auf meine schwere Zanderkombo zurück (siehe Tacklebox). Die lange Rute erlaubt mir, möglichst viel Schnur aus der Strömung zu halten. Geworfen wird beim Jiggen ausschließlich stromauf, um zumindest ein paar Grundkontakte zustande zu bekommen. Die Bisse erfolgen aber meist im Mittelwasser. Wobbler werfe ich im 90 Grad-Winkel direkt in die Strömung und lasse sie bei hochgehaltener Rute in der Strömung tanzen und im Viertelkreis auf mich zuwandern. Den Radius dieser Viertelkreise bestimme ich durch die Wurfweite.
Ein guter Tipp unter Freunden: Ist ein Hochwasser im Anzug (egal zu welcher Jahreszeit), dann ab ans Wasser! Eine sehr nützliche Hilfestellung bietet www. land-oberoesterreich.gv.at (Themen/ Umwelt und Natur/Wasser). Dort könnt ihr die Wasserstände bei sämtlichen Donaukraftwerken ablesen. Mit der Zeit bekommt ihr auch ein Gefühl dafür, wie lange es dauert, bis das Hochwasser in eurem Revier angekommen ist. Stehen die Zeichen im Sommer auf Hochwasser, so lege ich auch meinen fledermausartigen Lebensstil wieder ab und gehe zu jeder Tageszeit ans Wasser, so wie ich Zeit und Laune habe und meine letzten Erfahrungen es mir gezeigt haben. Jetzt suche ich die Klassiker unter den Hotspots (Hafeneinfahrten, Kehrströmungen, etc.) auf und bin dort nicht selten alleine, da die meisten Angler zu Unrecht glauben, dass im kaffeebraunen Wasser kein Zander zu holen sei. Der Großzander auf Seite 1 beweist das Gegenteil. An ein paar aufeinanderfolgenden Tagen konnte ich am frühen Nachmittag immer wieder bessere Fische fangen. Dieser war die Krönung mehrerer Kurzsessions zur selben Zeit am selben Spot. Abgesehen von den Hinweisen, die ich euch mit meinen kurzen Geschichten geben möchte, gibt es natürlich auch Standardfaktoren für die Beißlaune der Zander. Grundsätzlich gilt: alles, was konstant ist, ist auch gut. Also eine konstante Wetterlage, die meist mit einem konstanten Luftdruck einhergeht, ein konstanter Wasserstand (egal, ob hoch oder niedrig), eine konstante Wassertemperatur und eine konstante Wassertrübung.
Darüber hinaus habe ich aus meinen Fangstatistiken noch ein paar grundlegende Infos für euch zusammengetragen.

Sommertipps
• Gleich nach der Schonzeit – flache, beruhigte Zonen (schwarz gefärbte Männchen bitte unbedingt zurücksetzen, da sie das Nest bewachen)
• Bei Hitze sauerstoffreiche Zonen suchen
• Starke Strömung (Turbinenausläufe)
• Bei trübem Wasser sind auch tagsüber gute Fänge möglich
• Im Dunklen sehr flach fischen (0,5 m) mit dem Wobbler (langsam und gleichmäßig einholen)
• Kleine Köder probieren (~5 cm), manche Zander spezialisieren sich auf kleine Brutfische
• Steinschüttungen fertig bis zum Ufer angeln, auch wenn Hänger drohen – die Bisse kommen oft auf den letzten Zentimetern!

Am Ende bleibt nur noch mein wichtigster Tipp für euch übrig: Nehmt alle diese Infos lediglich als Richtwerte. Lasst euch deshalb ja nicht davon abhalten, auch bei vermeintlich schlechten Bedingungen ans Wasser zu gehen wenn ihr Zeit und Lust dazu habt oder euch ein gutes Bauchgefühl dazu ermutigt. Denn merke: Ein schlechter Tag am Wasser ist immer noch besser als ein guter Tag vor dem Fernseher!

Tacklebox
Leichte Kombo:
Rute: Shimano Aspire DX27H
Rolle: Shimano Vanquish 4000F
Schnur : Power Pro 0,15mm G elb, Fluorcarbon 0,40mm

Schwere Kombo:
Rute: Shimano Speedmaster
A X 330X H , 3,30 m, 50 -100 g
Rolle: Shimano Twi n Power 4000F
Schnur : Power Pro 0,19 mm

Zubehör:
Jigköpfe (2/0 -4/0 von 7-28 g)
Stinger (2er, 4er und 6er Drillinge)
Snaps (>15 kg)

Action Shads:
Bass Assa ssin Sea Shad – läuft auch bei starker Strömung noch optimal.
Illex Nitro S lim Shad – hat die ideale Körperform, wenn die Zander Lauben jagen .
Lunkercity Shaker – perfekt für langsamste Führung oder Stehen lassen in der Strömung.
Keitech Easy Shiner – hat ei ne sehr ausgeprägte Schwanzaktion.

Low Action Shads:
Lieblingsköder – der Allrounder für jeden Zweck und jede Jahreszeit.
Fox Warrior Tiddler Fast XL – einer der größten Low-Action Shads am Markt.

No Action Shads:
Lunkercity Fin-S Fish – vertikal und geworfen immer eine gute Idee.
Owner Nervous Rex – nervöser Zick-Zack- Lauf beim Anjiggen.
Berkley Hollow Belly Split Tail – der Geheimtipp für schwierige Tage.
Westin Twin Teez – wuchtiger No-Action Shad i n tollen Farbvarianten.

Specials:
Sandra Twister – macht viel Druck und sollte immer probiert werden.
Fox Rage Legend – wenn auch Krebse auf dem Menüplan stehen.
Wedge Tail – vibriert bis in den Rutengriff (bei Hochwasser probieren)!

Wobbler:
Rapala X-R ap & X-Rap Deep
Rapala Scatter Rap Minnow
Rapala BX Jointed Minnow

 

2015/06, Fangfrisch

2 Antworten auf Danubische Stachelritter … dem Sommerzander hinterher (2015/06, Fangfrisch)

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