Blog

Danubische Stachelritter Teil 2 … der Winterzander braucht Geduld (2015/11, Fangfrisch)

  • date
  • 13. November 2015

In der Ausgabe Juni 2015 gab ich euch bereits das nötige Rüstzeug, um die Stachelritter im Sommer im größten Strom Österreichs zu überlisten. Dieses Mal widme ich mich meinem Lieblings-Zielfisch in der kalten Jahreszeit. Im Spätherbst und Winter konnte ich schon sehr viele meiner Großfische fangen. In diesem Beitrag möchte ich euch nun Tipps und Tricks zeigen, damit ihr auch im Winter erfolgreich auf Zander in der Donau angeln könnt.

 

Ich möchte den Winterzanderbericht mit dem selben Satz beginnen, mit dem der Sommerzanderbericht endete: Ein schlechter Tag am Wasser ist immer noch besser als ein guter Tag vor dem Fernseher. Gerade bei kaltem, nassem Wetter fällt es oft schwer, den inneren Schweinehund zu überwinden. Doch es zahlt sich aus! Die Periode vom 1. November bis zum 31. Jänner hat mir einige meiner kapitalsten Zander beschert. Mehr als im Sommer muss man sich im Winter jedoch in Geduld und Ausdauer üben. Eine genaue Gewässerkenntnis ist noch wichtiger als an warmen Tagen!

Zander muss mit Energie haushalten
Da die Zander in der richtig kalten Zeit mit Wassertemperaturen um die 4 Grad einerseits weniger Energie verbrauchen wollen und müssen, andererseits auch weil sie den Weißfischschwärmen folgen, findet ihr sie jetzt in tiefen und ruhigen Gewässerabschnitten und in Häfen. Sie suchen jene Plätze auf, wo ihnen die Futterfische sprichwörtlich vor dem Maul herumstehen, denn jeder Raubzug kostet viel Kraft und Energie. Im kalten Wasser reduzieren die Fische ihren Stoffwechsel deutlich und nehmen dementsprechend weniger Nahrung auf als im Sommer. Jeder Nachteil bringt aber auch seinen Vorteil. Kleine Zander haben die Nahrungsaufnahme jetzt stärker reduziert als große Fische und so erfolgen Fänge von untermaßigen Zandern seltener. Die großen Zander jedoch müssen aufgrund ihres voluminösen Körperbaus Energie, sprich Nahrung, tanken. Bei einem Wintertrip ist daher bei einem Biss meistens mit einem starken oder sogar kapitalen Zander zu rechnen.

Sucht die Futterfische
Wer im Winter einen erfolgreichen Feederangler beobachtet oder beim Jiggen Weißfische hakt, kann sich glücklich schätzen, denn kapitale Zander sind hier nicht fern! Alle Fische sind um diese Zeit träge und ziehen aus der Strömung in die ruhigeren Zonen. Wie schon erwähnt sind meine bevorzugten Angelplätze in der Donau die Häfen und deren Ausfahrten, tiefe Gräben und auch Warmwassereinläufe. Besonders letztere sind speziell interessant, da sich hier immer Futterfische aufhalten und das Wasser auch im Winter meistens konstant und um ein vielfaches wärmer als die Umgebung ist. Solche Stellen sind Hot Spots nicht nur für Zander! Vorteilhaft an allen Stellen ist eine harte und feste Bodenstruktur mit Steinen, Kies oder zusammengepresstem Sand.

DSC02213

Große Köder
Vom Tackle her unterscheidet sich nur wenig zum Sommerbericht. Kurz zusammengefasst im Schnelldurchlauf: Kräftige und harte Ruten mit einer Länge von 2,4 bis 3,3 Metern, Wurfgewichte ab 50 Gramm, Rollen in der Größe 3000 bis 4000 bespult mit abriebfester geflochtener Schnur ab 0,15 mm Durchmesser. Im Winter empfiehlt es sich, die Rutenringe mit Silikonspray oder Vaseline zum Schutz vor Vereisung einzusprühen. Als Vorfach verwende ich 1,5 Meter Fluorcarbon in 0,40 mm Stärke. Wesentlich im Winter ist aber die Größe der Köder. Zander agieren bei der Jagd auf natürliche Beute energiesparend und sind froh, anstatt vieler kleiner Häppchen mit nur einem fetten Fisch ihren Hunger stillen zu können. Am liebsten angle ich deshalb mit Gummifischen ab 15 cm Länge. Sollte sich dennoch ein Nachwuchszander verirren, hat selbst dieser keine Skrupel diese Brocken zu vernaschen. Bei Farbe und Form sollte man vieles ausprobieren. Zum Reiz beitragen kann besonders im Winter jedoch die Verwendung von Duftaromen. Ich selber habe sehr gute Erfahrungen mit Knoblauchduft gemacht, den es in Sprayform zu kaufen gibt.

Rutenhaltung

Langsame Köderführung
Die Köderführung im kalten Wasser ist aber viel wesentlicher als der angebotene Köder. Wie wir wissen sind im Winter sowohl die Räuber als auch deren Beute träge und diese Gegebenheit gilt es auch beim Spinnfischen zu imitieren. Eine extrem langsame Führung der Köder ist jetzt ideal. Ich führe den Köder dabei nur über die Rolle und wende somit die unter Raubfischfreaks bekannte Faulenzermethode an. Ein- bis zweimal wird dabei eine Kurbelumdrehung gemacht, sodass der Köder in kleinen Sprüngen über den Boden hüpft.

Unbedingt Angstdrilling verwenden
Da ich im Winter mit den großen Gummifischen angle, verzichte ich auf keinen Fall auf den Angstdrilling. Ich empfehle aber auch im Sommer und bei kleineren Gummiködern die Verwendung von Stingern. Sehr viele meiner Zander, auch große, hingen nur am Zusatzdrilling.

Anekdote-4

Trübes Wasser ist top
Vom Wetter her kann ich im Winter zum Sommer auch keine markanten Unterschiede feststellen. Im ganzen Angeljahr sind konstante Verhältnisse der beste Garant für Erfolg. Da die Donau auch im Winter bei Schneeschmelze zur Trübung neigt, spielt auch das einfallende Sonnenlicht am Tag nicht so eine gravierende Rolle wie bei einem im Winter aufgeklarten Fluss oder Stillgewässer. Trübes Wasser ist immer gut und wie schon mehrmals beschrieben bietet Hochwasser zu jeder Jahreszeit Topchancen.

Konsequenz und Geduld
Die Beißzeiten dauern im Winter oft nur wenige Minuten. Wer hier kein Vertrauen in sich selbst an den Tag legt, ist verloren. Sehr erschwerend ist, dass der Angler selbst an den oben beschriebenen Futterplätzen oft lange keinen Biss bekommt, obwohl er genau dort seinen Köder anbietet. Viele verlieren die Geduld und ziehen weiter, schade eigentlich, denn abwarten und Tee trinken, heißt es. Einmal kommt der Hunger und dann müssen wir gewappnet sein. Im Sommer ist es ratsam nach Abfischen einer Stelle zur nächsten zu wechseln. Im Winter hingegen sollte man, wenn nötig, auch stundenlang gute Fangplätze bewerfen. Hat man dann einen Biss gespürt oder sogar einen Zander gefangen, können dann innerhalb kürzester Zeit mehrere davon überlistet werden. Gerne fische ich im Winter auch im Team, um die Fische mehrfach zu reizen und Standplätze schneller auszumachen.

Anekdote-1

Im Jänner erzielte ich mein „Personal Best“
Den bisher größten Donauzander meiner anglerischen Laufbahn mit 94 cm Länge konnte ich im Jänner kurz vor Einbruch der Dunkelheit mit einem 18 cm langen Lunkercity Fin-S Fish in der Farbe Bubblegum überlisten. Ich war an diesem Tag mehrfach vor Ort, konnte aber den Köder aufgrund des starken Seitenwindes kaum kontrollieren. Ein großes Unwetter war im Anmarsch, inklusive Hochwasser. Kurz davor wurde es noch einmal ruhiger. Sofort fuhr ich wieder zum Fangplatz hinter einem Brückenpfeiler und konnte den Fisch nach wenigen Würfen und einem beinharten Drill sicher landen. Das „Nasentropferl“ war mir bereits eingefroren, aber bei diesem Prachtfisch spürst du durch den Adrenalinausstoß weder Kälte noch Hitze! Viele meiner kapitalen Winterzander habe ich unter den oben beschriebenen Bedingungen und Vorkehrungen, nach mehreren Stunden erfolglosen Angelns bei Minusgraden gefangen. Aber bei Zandern von 90 cm und mehr nimmt man doch jede Verkühlung gerne in Kauf! Ich wünsche euch auf alle Fälle viel Gesundheit und viele schöne Winterzander – tight lines!

Infobox Wintertipps
• Tiefes, ruhiges Wasser
• Harter Grund über lange Strecken
• Standplätze von Weißfischen
• Große Köder (~15 cm)
• Angstdrilling
• Duftstoffe (z. B. Knoblauchspray) verwenden
• Sehr langsame Köderführung
• Silikonspray für geflochtene Schnur
• Ausdauer und Vertrauen in sich selbst und den Angelplatz
• Bekommt man einen Biss, kann man davon ausgehen, dass sich dort mehrere Fische aufhalten

2015/11, Fangfrisch

2 Antworten auf Danubische Stachelritter Teil 2 … der Winterzander braucht Geduld (2015/11, Fangfrisch)

Leave a reply

Fields marked with * are required