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Entlang der Ufer des Wiener Donaukanals – und auch auf dem Wasser selbst – tut sich einiges. Andreas Zachbauer über neue Projekte und die möglichen Auswirkungen auf die Fischerei.
Er ist schon ein besonderes Wasser, der Donaukanal. So verbaut und kanalisiert er entlang der Wiener Innenstadt auch erscheinen mag – in ihm tummeln sich rund 25 Fischarten. Aber auch Naturliebhaber kommen nicht zu kurz: Sie können in den nicht betonierten Bereichen mit Steinschüttung, Gesträuch und Bäumen Biber, Reiher und mitunter sogar den seltenen Eisvogel beobachten. Der heutige Verlauf des Kanals beschreibt etwa die ursprüngliche Lage der Donau im Mittelalter. Mit der Verbauung und Regulierung der Donau im späten 19. Jahrhundert entstand der südlichste Donau-Arm Wiens mit 17,3 Kilometern Länge. Bereits sehr früh war das Gebiet um den Kanal infrastrukturell erschlossen. Mitte der sechziger Jahre war sogar eine Wiener Stadtautobahn, deren Fundament vom Flussbett gebildet werden sollte, gepant. Einige Jahre später wurden diese Pläne allerdings zum Glück für uns Angler wieder ad acta gelegt. In den folgenden Jahrzehnten gewann der Donaukanal immer mehr als urbanes Zielgebiet an Bedeutung.Viele Wiener haben den Kanal als Ort der Entspannung entdeckt; Schon Heinz Conrads besang die „schrägen Wiesen“ an seinen Ufern. Vor einiger Zeit begann dann auch die Gastronomie, die Kanalufer mit Lokalen, Bars und Restaurants zu besiedeln. Mittlerweile hat der Donaukanal eine derart zentrale Position in der Freizeitgestaltung eingenommen, dass seit 2007 von der Stadt Wien an einem so genannten Masterplan für seine öffentliche Nutzung gearbeitet wird. Für die Angelfischerei relevante Kernpunkte sind vor allem die neue Anlegestelle des Twin City Liners und das Wassertaxi, das zwischen Nussdorf und Salztorbrücke pendeln wird. Ein weiterer Plan – den Donaukanal in ein Badegewässer umzuwandeln – wurde bis dato noch nicht umgesetzt. Badebuchten und Ruhezonen sollten entstehen – also auch potenzielle Laichplätze und neue Hotspots, die man nachts gut beangeln könnte. Aber wie so oft stirbt die Hoffnung zuletzt …
1960 PS.
Vom Standpunkt des Fischers aus betrachtet sind die infrastrukturellen Entwicklungen rund um den Donaukanal natürlich nicht nur erfreulich. Bestes Beispiel dafür ist der umstrittene Twin City Liner. Er ist das schnellste Passagierschiff auf der Donau und zeigt auch im engen Donaukanal, welche Kraft in seinen 1.960 Pferdestärken steckt. Mit einer Geschwindigkeit von bis zu 40 Kilometern pro Stunde durchpflügt der Katamaran den Kanal. Kleinere, aber auch größere Fische werden durch den starken Wasserdruck immer wieder getötet oder verletzt. Darüber hinaus schwemmt der enorme Wellengang die Fischbrut an Land und in die Steinschüttung, wo sie nach Ablaufen des Wassers austrocknet. Auch nachdem der Twin City Liner die Ufer des Kanals zweimal in voller Fahrt gerammt hat, gibt es keinerlei politischen Willen zur Einführung einer Geschwindigkeitsbeschränkung. Positiv sehe ich hingegen die neue Schiffsstation, mit der auch aus Anglersicht ein neuer Hotspot entstehen wird. Die Fische – diese Erfahrung habe ich als passionierter Donaukanalfischer gemacht – nehmen jede Abwechslung vom eintönigen Betonkorsett schnell an und nützen jeden Strömungsschatten. Natürlich werden auch alle anderen Maßnahmen zur Belebung des Donaukanals die Angelfischerei beeinflussen: Neue Betriebe werden mehr Menschen an die Ufer locken – auch wenn die Stadt Wien beteuert, den Kanal nicht von Heiligenstadt bis zum Praterspitz in eine Entertainment- Meile verwandeln zu wollen. Eine generelle Abnahme der Fischwanderungen in den Donaukanal – verbunden mit dem Lärm, der etwa durch die Hermann-Strandbar, den Tel-Aviv- Beach oder durch das Flex entsteht – kann ich persönlich in den letzten Jahren jedoch nicht feststellen. Es gibt gute und schlechte Jahre, aber das war schon immer so – und wird wohl auch so bleiben. Aber nun zum Angeln: Man kann im Donaukanal jederzeit mit großen Barben, Nasen, Brachsen, Schieden, Nerflingen, Karpfen, Forellen, Zandern, Wallern und Hechten rechnen. Der Bestand an Futter- und Weißfischen ist immer noch hervorragend. Im Winter ziehen unzählige Aalrutten von der Donau in den Kanal, um ihrem Laichgeschäft nachzugehen und sich hier die Bäuche vollzuschlagen. Die maximale Wassertiefe beträgt ungefähr vier Meter, und durch das sich nur stellenweise mit einer Steinschüttung abwechselnde Betonkorsett ist die Strömung ziemlich stark. Soll es auf Friedfische gehen, ist das so genannte „Schwaben“ auf Weißfische, also das Angeln mit treibender Pose, eine probate Methode und wird von vielen Anglern angewendet. In ruhigeren Bereichen kommt durchaus auch der Futterkorb zum Einsatz.
Ausgebuchte Hot Spots.
Spinnfischen ist meiner Meinung nach die einzige Möglichkeit, Raubfische im Donaukanal erfolgreich zu beangeln. Gummifische funktionieren in der Strömung mit schweren Bleiköpfen ab 15 Gramm. Wobbler, Spinner oder Blinker fangen dann besonders gut, wenn die Raubfische gerade nahe am Ufer Laubenschwärme an einer Steinpackung in die Enge treiben. Generell gibt es am Donaukanal nur wenige ausgedehnte Bereiche, die auch Strömungsschatten bieten: der Nußdorfer Sporn am Beginn des Donaukanals etwa, das Fernheizwerk, die Kaiserbadschleuse und die Urania, um nur die prominentesten zu erwähnen. Natürlich gibt es aber auch zwischendurch entlang der Steinschüttung immer wieder kleine Rückströmungen, Buchten oder Strömungsschatten nach Brückenpfeilern. Es ist jedoch aufgrund der hohen Angel-Affinität der Wiener nahe liegend, dass die meisten dieser Plätze oft „ausgebucht“ und die Fische dementsprechend vorsichtig sind.
Zander in der Nacht.
Die unbestritten beste Zeit zum Angeln ist eindeutig die Dunkelheit, denn wenn die Großstadt sich zur Ruhe begibt und nur noch vereinzelte Nachtschwärmer an den Ufern unterwegs sind, suchen die Fische die seichten Bereiche auf, und das große Fressen beginnt. Es gab Abende, in denen ich innerhalb weniger Stunden fünf bis sechs schöne Zander im nur einen Meter tiefen Wasser überlisten konnte – und das, nachdem ich zuvor bereits etliche Schiede gefangen hatte. Zweimal hatte ich auch einen Wels an der Angel, aber da ich ein Freund des eher feinen Gerätes bin, ging ich leider beide Male als Verlierer aus dem Rennen. Was wird also die Belebung des Donaukanals für unsere Angelzukunft bedeuten? Ganz ehrlich, die ruhigen Tage sind schon längst gezählt. Sucht man ausschließlich das Naturerlebnis, Ruhe und Entspannung, so ist man wahrscheinlich, nein, ganz sicher, draußen auf dem Land besser aufgehoben. Wer sich dennoch für den guten, alten Donaukanal entschieden hat, dem rate ich, sich nicht über all den Trubel zu beschweren, sondern die Gelegenheit und die durchaus existenten Vorteile des Großstadt-Angelns zu nützen. Welcher andere Angler kann schon von sich behaupten, vor einer der derzeit angesagtesten Diskotheken der Stadt einen kapitalen Zander gedrillt zu haben, während daneben von Straßenkünstlern die neuesten Graffiti an die Wände gesprüht und gegenüber die fettesten House-Beats aufgelegt werden? Oder kennen Sie zum Beispiel irgendjemanden anderen, der während des Ansitzes auf Karpfen gemütlich in einem Liegestuhl im heißen Sand sitzt und sich dabei seelenruhig eine eiskalte Caipirinha servieren lässt?
2010/03, Fisch & Wasser
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Eine Antwort auf Fischschwärme und Nachtschwärmer (2010/03, Fisch & Wasser)
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