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Raubfische mit „H“

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  • 16. Februar 2014

Der Tradition folgend wurden die letzten Wochenenden – mit Ausnahme des Welser Messewochenendes – ausschließlich zum Huchenangeln genutzt. Das große Finale läutete ich zwei Tage vor Beginn der Schonzeit ein. Dank der perfekten Mondphase (Vollmond) zu Saisonende mit gar nicht einmal so schlechtem Erfolg.

Eigentlich habe ich zuerst einmal eine der längsten Durststrecken meiner anglerischen Laufbahn hinter mich gebracht. Ich bin es ja gewöhnt, bei der Angelei auf kapitale Raubfische sehr oft als Schneider nach Hause zu gehen, aber dieses Mal lagen mehr als 100 Stunden reine Angelzeit hinter mir und berechtigterweise kamen Zweifel in mir hoch. Nicht einmal einen Anfasser habe ich bekommen – und das bei 15 Sessions! Na gut, die letzten 10 Touren waren rein dem Huchen gewidmet, aber dennoch: Meine Bootskumpanen hatten regelmäßig Kontakte, und Hans-Peter konnte im alten Jahr sogar noch seinen Traumfisch fangen. Natürlich spräche das für meine Qualitäten als Guide. Würde ich mein eigenes Anglerglück dafür jedoch aufgeben müssen, so hinge dann doch zuerst die Berufung, anderen Menschen das Angeln beizubringen am sprichwörtlichen Nagel.

Bei fast frühlingshaften Bedingungen war ich also die letzten Wochen regelmäßig unterwegs, um wieder einmal den Rotfischen nachzustellen. Bei zwei meiner Touren wurde ich von Thomas begleitet, dessen Entscheidung, mit kleinen Zandergummis zu angeln sich noch auszahlen sollte. Gleich bei der ersten Tour hatte er nach kurzer Zeit einen herzhaften Biss und weihte seine neue Spinnrute mit einem 57er Huchen ein.

Thomas-mit-57er-Huchen

Der kleine Räuber hatte wohl eine Auseinandersetzung mit dem Platzhirsch, der ihm offensichtlich ein Stück seiner Schwanzflosse geraubt hat. Mit selbiger hat er uns natürlich wenige Sekunden später zum Abschied gewinkt.

Catch-And-Release

Nach einem weiteren Kontakt auf den 5 Inch kleinen, weißlich schimmernden Lunkercity SwimFish beendeten wir die Tour, um am übernächsten Wochenende in selber Besetzung wieder anzutreten.

Wir haben nun den 14. Febuar 2014 und uns bleiben noch genau zwei Tage. Der Vollmond macht uns unruhig, wie ergeht es wohl den Huchen? Optimistisch starten wir in den Tag und beangeln nach und nach die uns bekannten Donaulachs-Standplätze. Thomas findet an einer unscheinbaren Stelle durch einen Hänger einen Felsen unter Wasser und platziert seinen SwimFish beim nächsten Wurf genau dort. Zupf, zupf, … KRACH! Ein besserer Fisch, wie die krumme Rute vermuten lässt und tatsächlich taucht nach einem Drill auf Biegen und Brechen ein breiter, kupferfarbener Rücken an der Oberfläche auf. „Das ist dein Personal Best!“, rufe ich, als der Fisch in die Keschermaschen gleitet.

Thomas-mit-92er-Huchen-2 Thomas-mit-92er-Huchen

Das Maßband zeigt 92 Zentimeter, womit ich recht behalten hätte. Der fett gefressene Huchen wird für ordentlich Nachwuchs sorgen und in ein, zwei Jahren, wenn er die Metermarke durchbrochen hat, werden wir ihn wieder besuchen an seinem Unterstand, scherzen wir und angeln den Rest des Tages ohne weitere Kontakte.

Stimmung-am-Wasser

15. Februar 2014. Ich mache die letzte Tour der Saison, diesmal alleine. Es ist warm, ein richtiger Frühlingstag und ich ertappe mich dabei, mehr das Gesicht in die Sonne zu halten, als den Köder konzentriert zu führen. Meiner Linie bleibe ich treu, denn meine Huchenbox beinhaltet trotz Thomas‘ letzten Erfolgen keinen Köder unter 16 Zentimetern. „Zurück zur Sache“, ermahne ich mich selbst und beginne, den nächsten Spot Meter für Meter abzuwerfen. Ganz nah um Ufer drohen Hänger, da hier viel versunkenes Holz liegt, also lasse ich den weißen Gummifisch nicht weit absinken auf den ersten Metern. Habe ich das Gefühl, das Holz überwunden zu haben, darf der Köder langsam bis zum Grund taumeln. Das macht er genau einmal, bis es kracht! Dem Hammerbiss folgt eine Flucht stromab und erst, als ich den Fisch nahe am Boot habe, erkenne ich den Widersacher. Er beginnt zwar auch mit „H“, endet aber mit „echt“. Echt jetzt? Eigentlich vermeide ich es bewusst, potentielle Hechtstandplätze zu beangeln, doch manchmal verirrt sich einer ans Band. Was solls, ein kurzes Selfie mit dem Selbstauslöser und schon schwimmt das 75 Zentimeter lange Dickerchen wieder. Ich freue mich trotzdem, immerhin mein erster Fischkontakt seit geraumer Zeit.

Andreas-mit-75er-Hecht

Weiter geht’s. Aufgrund der starken Sonneneinstrahlung wechsle ich einige Zeit später von weiß auf schwarz, steuere wieder eine neue Stelle an und schon beim ersten Wurf scheppert es im tiefen Wasser des Hauptstromes erneut. Anhieb, Widerstand, Schnurbruch, Leere, dummes Gesicht. Verdutzt blicke ich auf ein aberissenes Stück 0,50er Fluorcarbon und ärgere mich. Ich hatte das Vorfach nach dem Hecht kontrolliert, scheinbar aber etwas übersehen. Der nächste dunkle Gummifisch kommt ans nagelneue, stärkere 0,70er Vorfach und ich werfe die Stelle noch einmal an – wer weiß. Zupf, zupf, … KRACH! Unglaublich, dass der Fisch erneut zuschlägt, der Vollmond macht sie verrückt! Eindeutig ein schwererer Fisch, der sich parallel zum Boot in die Strömung stellt und zum Gewässergrund stößt. Wieder taucht der Kontrahent erst knapp vorm Boot auf und ich traue meinen Augen nicht: H – E – C – H – T. In fünf Jahren nicht ein Hecht beim Huchenangeln und jetzt gleich zwei in Serie. Diesmal hat der Fisch 85 Zentimeter, ist noch dicker als der erste und wunderschön gezeichnet.

Andreas-mit-85er-Hecht

Erst am Foto sehe ich, der zweite Hecht dürfte wohl eine ähnliche Erfahrung gemacht haben, wie Thomas‘ erster Huchen. Auch ihm fehlt ein Stück seiner Schwanzflosse, was ihn beim Drill jedoch nicht gestört zu haben scheint.

Ein gelungener Abschluss, wie ich finde. Auch wenn es das Saisonende vom H – U – C – H – E – N war.

Tight Lines und möge die Schonzeit möglichst schnell vergehen!

 

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